Junta - ein Brettspielklassiker

Posted by Simon on November 04, 2008
Allgemein, Lustiges, Spiele

Die Spiel 2008 in Essen ist gerade rum und in Zeiten schlechter Konjunktur müssen sich die Gesellschaftsspiel-Verlage keine Sorgen um ihre Absätze machen, denn in finanziell ungünstigen Situationen boomt die Familien-Unterhaltung aus dem Karton förmlich. Auch wir starteten zum wiederholten Male einen Brett-Spiele-Abend im Keller des Pfarrheims und ich kam wieder voll auf den Geschmack. Durch Zufall wurde ich kurz darauf im Netz auf einen Spieleklassiker namens “Junta” von 1985 aufmerksam, welcher von Pegasus im letzten Jahr neu aufgelegt wurde. Bei eBay konnte ich es dann kostengünstig erstehen und freute mich schon auf das Eintreffen des Postboten.

Bei Junta geht es um die “Republica de las Bananas”, in der ein Präsident Entwicklungshilfe veruntreut und an sich selbst und sein Kabinett -bestehend aus dem Minister für innere Sicherheit und Militärgenerälen- zahlt, um weiter die Machtposition inne zu halten. Das Spiel besteht aus zwei Ebenen: Dem Kartenspiel, indem es darum geht möglichst viel der veruntreuten Gelder auf sein persönliches Schweizer-Bankkonto einzuzahlen und einer Risiko-ähnlichen Putschphase auf dem Spielfeld, bei der die rebellischen Spieler versuchen den Präsidenten und seine loyalen Anhänger von der Macht zu putschen, um selbst zu den Oberhäuptern der Bananenrepublik empor zu steigen. Einen ausführlichere Erklärung und Test kann man auf brettspiele-report.de finden.

Nachdem ich mich relativ lange in die Anleitung von Junta eingelesen hatte, starteten wir eine Proberunde mit fünf Spielern, was relativ optimal für dieses Spiel ist, denn mit weniger als vier Leuten gelten Sonderregeln, damit alle Ämter vom Präsident vergeben werden können. Schnell machte sich die Komplexität des Ablaufes deutlich und wir hangelten uns an der Anleitung entlang durch die erste Spielrunde. Manuel wurde Präsident, vergab die sechs Ämter und gab seinen Haushalt (=Verteilung der Gelder auf die Spieler) bekannt. Dann gab es die ersten Attentatsversuche, welche das Spiel wirklich beleben. Nach Abschluss der kopfgeldjägerischen  Aktivitäten hat man dann die Möglichkeit sein erhaltenes Bargeld auf sein Schweizer-Bankkonto einzuzahlen, vorrausgesetzt man befindet sich in der Bank. Wenn sich darauf eine Fraktion gefunden hat, die mit der derzeitigen Regierung nicht zufrieden ist, kann diese versuchen, sich selbst an die Spitze des Staates zu setzen. Ein Wechsel ist nur möglich, wenn die Rebellen nach dem Ende der sechs Putschphasen mindestens drei der fünf wichtigen Punkte auf dem Spielbrett besetzt haben. Wenn dann alle Konsequenzen aus der Revolte gezogen sind, beginnt eine neue Spielrunde und (neue?) der Präsident entscheidet erneut über Ämter und Haushaltsplan.

Auch wenn es anfangs aufgrund der hohen Komplexität etwas schwer war ins Spiel hineinzufinden, belohnt Junta die Mitspieler dafür mit einem hohen Abwechslungsgrad. Durch Einflusskarten, Ereigniskarten usw. entstehen immer neue Situationen und nicht zuletzt durch die Attentate kann sich die politische Situation in der Runde ganz plötzlich unerwartet vollkommen verändern. Es wird zum Teil laut über den Haushaltsplan gestritten, Komplotte werden geschmiedet und Allianzen werden auf Seiten der Regierung und der Opposition gebildet, um die Machtverhältnisse im Gleichgewicht zu halten. Die eventuell auftretende Putschphase auf dem Spielbrett bietet eine völlig andere Facette als das kartenbasierte Rundenspiel und fordert von den Spielern eine strategisch-militärische Vorgehensweise. Für die erste Rebellion brauchten wir aber sehr lange, was die Dauer des Spiels extrem verlängern dürfte, sollte sich jede Runde eine starke Opposition bilden, aber vielleicht brauchten wir nur so lange, weil wir mit den Regeln noch nicht vertraut waren. Dies gilt es in den nächsten Spiele-Abenden herauszufinden, als Zwischenfazit kann ich das Spiel allerdings jetzt schon jedem empfehlen, der auf abwechslungsreiche, interaktive, politisch angehauchte und zum Teil hitzige Gesellschaftsspiele steht und das Ganze mit etwas Homur sehen kann, denn im Endeffekt ist es ja nur ein Spiel ;)

Wer mal reinschnuppern möchte, kann sich auch die Anleitung als PDF ansehen

verwandte Artikel

Tags: , , , , , , , , , ,

4 Kommentare to Junta - ein Brettspielklassiker

Boris
4. November 2008

Lustig wars. Leider glaubt einem keiner, dass man nur 8 Millionen Entwicklungshilfe bekommen hat, auch wenns der Wahrheit entspricht…Gut, ich hätte vllt. vorher nicht aus 19 Millionen 11 machen sollen, aber seis drum ;-)Dank gilt im Übrigen meinem bayrischen Innenminister für das Durchboxen des Haushalts, auch wenn ihn danach ein Attentat dahingerafft hat :-)

Sollten wir jedenfalls nochmal zocken, jetzt wo wir die Grundlagen halbwegs beherrschen. Guter Kauf, Simon!

n0x
4. November 2008

Kanonenboot ! Kanonenboot! Leider konnten wir den Putsch nicht aufhalten….

Christoph
4. November 2008

Hm, das wird mein Spiel! :P

Simon
7. November 2008

haha! das drecks kanonenbot kann gar nix gegen die 2. armeebrigade ;)

Einen Kommentar schreiben

WP_Big_City