Sprachpolizei in den USA - Fuck Yeah!

Posted by Simon on November 07, 2008
Allgemein, Fernsehen + Radio, Musik

Swearing (dt. Fluchen) gehört in den USA ja mittlerweile fast schon zum guten Ton. Egal ob auf der Straße, in der Musik, in Filmen oder Interviews mit vermeintlichen Promis, überall tauchen Worte wie “Fuck” in verschiedenen Konstellationen auf. Die Verwendung ist vielseitig, “Fuck off!”, “Shut the fuck up!”, “Fuck you!”, “Oh my fucking god!”, “Fucking great/awesome/etc.”, und einige mehr sind denkbare Variationen. Die Bedeutung des kleinen Wörtchens erschließt sich meist nur im größeren Zusammenhang und als Verb kann man es scheinbar nutzen wie das “Schlumpfen” bei den kleinen blauen Zwergen mit Hut. Dies alles wird  rigoros in den Medien weggepiepst, selbst das Zeigen eines Mittelfingers -der allseits bekannte “Effe”- wird im amerikanischen Fernsehen verpixelt und was besonders verblüfft, ist dass selbst an die Hobbylippenleser gedacht wird, denn teilweise wird sogar der Mund unkenntlich gemacht, wenn ein Schimpfwort selbigen entweicht. Nun will die Federal Communications Commission (FCC) vor dem Supreme Court dafür sorgen, dass auch in Live-Übertragungen nicht mehr geflucht wird.

Grund für die FCC vor den obersten Gerichtshof zu treten und gegen den Sender Fox zu klagen, ist das gehäufte Fluchen von Prominenten in Live Shows. Die Übeltäter kommen sehr häufig aus der Musikszene und dort im speziellen aus dem Lager des Sprechgesangs. Kein Wunder, denn besonders diese Herren nehmen im Fernsehen kaum ein Blatt vor den Mund, was auch bei den deutschen Hip-Hop Interpreten zu beobachten ist. Selbst bei Preisverleihungen, eigentlich  grundauf erfreuliche Veranstaltungen, wird nicht auf Worte wie “Shit” und “Fuck” verzichtet. Zum Beispiel gab Bono, der Sänger von U2, bei den Golden Globes 2003 folgende Phrase zum Besten:

“This is really, really fucking brilliant”

In diesem Fall schritt die FCC allerdings nicht ein, weil kein Bezug zu sexuellen Handlungen bestünde. Trotzdem will man jetzt seit langer Zeit mal wieder dafür sorgen, dass das Fernsehen ein Stück weit “sauberer” wird. Da stellt sich mir die Frage, ob eine solche Maßregelung wirklich von Nöten ist. Sicherlich, Prominente sind Idole und Vorbilder für junge Menschen, aber ein simples rauspiepen der Schimpfworte, wie es zur Zeit der Fall ist, läuft doch ins Leere, denn jeder weiß genau, was dem Sprechenden da gerade entfleucht. Man kann auch schlecht verbieten einen nur bestimmten Wortschatz zu nutzen, denn die gesprochene Sprache bestimmt sich immer durch ihre Anwendung, also durch reden mit anderen. Explizit Worte und Phrasen zu verbieten setzt also falsch an und seien wir ehrlich, wenn jemand heute “Fuck you!” zu dir sagt, hat das meist nicht die selbe Bedeutung wie noch vor fünf Jahren. Das heißt, dass eine Relativierung von der Bedeutung von Schimpfwörtern stattgefunden haben muss. Ich bin mit Sicherheit nicht dafür, die “Verrohung” der Sprache einfach so hinzunehmen, aber eine Verbot von einzelnen Wörtern kann garantiert auch keine Lösung sein. Wie gesagt, Sprache ist dynamisch und durch die Verwendung in der Gesellschaft definiert, kein Verbot der Welt wird daran etwas ändern und vielleicht sollte man das manchmal einfach so hinnehmen und nicht sofort den Rotstift, respektive Piepton ansetzen.

Quelle: sueddeutsche.de

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3 Kommentare to Sprachpolizei in den USA - Fuck Yeah!

ana
9. November 2008

jaja… echt witzig. Dabei sind die Anglophonen,wenn es ums Fluchen geht, sprachlich ganz schön arm und einseitig!!
Wir Deutschsprachigen haben wahrscheinlich einen erheblich abwechslungsreicheren Wortschatz was dieses Feld betrifft.. und man schaue sich dann mal romanische Sprachen an ;)

ana
9. November 2008

ah ja.. auf jeden fall ein sehr cool geschriebener artikel, simon !

Simon
9. November 2008

danke für die blumen :)

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